Dienstag geht die Reise los. Von Dortmund, Düsseldorf und Köln
starten die ersten Vorboten von Schwarz-Gelbsucht Richtung Düsseldorf
Flughafen. Nach den ersten Begrüßungsgetränken ("Kleine oder große? –
"Große!!!") gegen 08.15 Uhr im Terminal, startet der Flieger pünktlich
um 10.15 Uhr. Über Paris geht’s an die französische Mittelmeerküste nach
Marseille. Nach ca. 5 Stunden Reisezeit erreichen wir gegen ca. 15 Uhr
Marseille und sehen im Landeanflug die schwarzgelben Helden ebenfalls
landen. Ohne mit der Wimper zu zucken geht’s gleich weiter Richtung
Ausgang wo auch schon eine Traube Schwatzgelber auf die Mannschaft
wartet. Auf ein paar Spieler sowie den Betreuerstab können wir einen
Blick werfen. Man vermisste vor allem Nuri Sahin, war sich aber schnell
einig, dass er mit einigen anderen im ADAC-Flieger nachkommen würde. Der
Tross bis auf Teddy sind ziemlich angespannt und eher mit sich selbst
beschäftigt. Für ein paar nette Gesten Richtung uns Fans ist leider
keine Zeit. Schade, aber auch egal. Winken können sie uns ja noch am
Mittwochabend.
Per Bus geht es in die Stadt. Unterhopft wird im
Hauptbahnhof von Marseille erst mal die regionale Hopfenklasse
angetestet (Und zwar den Affigen – sic!). Tat gar nicht weh im Mund… Per
U-Bahn geht’s dann weiter Richtung Hotel. Nach drei Stationen landen
wir in einem Viertel der Güteklasse "Nordstadt". Auch egal. Das Zentrum
des Islamismus ist es nicht unbedingt, oder doch? Keiner weiß es so
recht und die Straße, in der unser Hotel, liegt hat auch eher einen
untypischen Verlauf mit großem Krankhauskomplex als größten gemeinsamen
Teiler im Viertel. Das veranlasst uns auch gleich zu einem
unfreiwilligen Rundgang in unserem Viertel. Hinter einem Gitterverschlag
finden wir dann nach längerer Suche unser Hotel, was eher einem
Hochsicherheitstrakt mit Blick auf irgendeine Bauruine ähnelt. Aber auch
das ist echt egal. Der Fokus liegt auf dem Achtelfinale und die Gegend
haben wir uns jetzt schon ohnehin schön geschlürft.
In der Lobby warten
die ersten Schwatzgelben und gleich die Überraschung des Zimmers: Raum
504. Wer einmal diese Zahlenkombination morgens auf dem Digitalwecker
gesehen hat, der weiß, was Schmerzen bedeuten. Nicht umsonst steht der
blaue Rolf R. seit Jahrzehnten zu dieser Uhrzeit auf… Da hat uns unser
Präsi ja in eine schöne Scheiße geritten! Das Verlangen nach einer Menge
Spaß lässt uns den Schock schnell überwinden und wir beschließen,
schleunigst was Flüssiges zu essen. Dummerweise findet sich weit und
breit keine angemessene Tränke. Nach elendig langer Suche finden wir den
erst besten Laden, was sich im Nachhinein als Glücksgriff entpuppen
sollte. Fans von OM sucht man übrigens vergeblich. Nichts deutet in der
Stadt auf Fußball, außer ein paar Jungs in Chelsea-Klamotten und ab und
an mal einer in Barca-Zeugs.
Trotz Rauchverbot im Lokal, serviert der Wirt mit dickem Stumpen auf dem
Zahn. Auch sonst wird munter gequarzt, was das Zeug hält. Und das
Bernstein fließt ordentlich. Die Reisegruppe gabelt zwei Franzosen auf,
Rugby-Fans aus dem Norden, die mit Fußball nichts am Hut haben und
beruflich in der Gegend sind und Marseille hassen. Man ist sich schnell
sympathisch mit Jean-Pierre (im Folgenden der Einfachheit halber
Jean-Paul genannt) und Gaeton (später nur noch Jay-Toni gerufen) und
tauscht ein paar Kaltgetränke aus. Jay-Toni, der jüngere der beiden,
soll uns schließlich auf Anweisung des Älteren in einen Irish Pub
lotsen, dem besten Laden Marseilles. Nachdem wir 20min gelaufen sind und
der Kollege aus Frankreich ordentlich Platz auf dem Bürgersteig
braucht, macht sich Misstrauen breit. Mit der letzten Überzeugungskraft
und dem Gottvertrauen, das Jay-Toni eigentlich ein guter Mensch ist,
erreichen wir tatsächlich den Pub im alten Hafen von Marseille. Endlich
eine nette Gegend mit einladendem Flair! Der Laden entpuppt sich schnell
als das, was wir uns eigentlich nicht zu hoffen erträumt hatten.
Schwatzgelbe soweit das Auge reicht, Party, gute Stimmung und ein
Ambiente, in dem sich bereits etliche englische Fans sämtlicher Vereine
mit Schals unter der Decke verewigt hatten. Die Schlagzahl wurde mal
eben kurz erhöht. Jay-Toni und der mittlerweile aus dem Nichts
aufgetauchte Jean-Paul kapitulierten irgendwann, spätestens nach dem das
legendäre 0,5-exen exerziert wurde. Dummerweise hören die Taxifahrer
schon um 19.04 Uhr auf zu Arbeiten, so dass ein Teil der Reisegruppe den
langen und vermutlich auch – nüchtern betrachtet- nicht gerade
risikofreien Weg zum Hotel zu Fuß anzutreten.
It´s Matchdy! Nachdem ein umfangreiches, aber gewöhnungsbedürftiges
Frühstück in einer Bäckerei – oder wie auch immer man diesen Laden
bezeichnen mag – zu sich genommen wurde, sollte die Stadt ein wenig
erkundet werden. Es sollte wenigstens ein kurzer kultureller Umweg in
den alten Hafen genommen werden, wo gegen Mittag die alten
Auswärts-Veteranen Akki, Matthias und Mo in Empfang nehmen wollte. Die
Stadt haut, trotz offizieller Kulturhauptstadt 2013, nicht wirklich um.
Auf den Straßen haben Legionen Hunde ihr Revier markiert und viele
Gebäude befinden sich in der Renovierungsphase oder haben schon den
Status „hoffnungslos“ erreicht. Lediglich zwischen altem und neuen Hafen
präsentiert sich die Stadt von einer netten Seite.
Im alten Hafen ist es dann erst mal an der Zeit, mit Akki und Matthias
und später dann auch Mo anzustoßen. Wobei anstoßen vielleicht etwas zu
bescheiden klingt. 240 € stehen am Ende des zweistündigen Warm-ups auf
der Rechnung. Vollgas also nicht nur auf dem Platz. Während Nicole,
Manuel und Michael einfach auf der Suche nach Sehenswertem nicht
aufgeben wollen und die Altstadt erkunden, vergrößert sich die
trinkfreudige Reisegruppe noch mal um zwei weitere Dortmunder.
Zielgerichtet geht es zum Showdown des Vorabends in den Irish Pub. Unter
der großen Inter City Firm Flagge geht’s auf in die nächste Runde. Der
Wirt ist West Ham Fan. Über der Theke hängt zudem ein Chris
Waddle-Schal, der seinerzeit mal bei OM unter Vertrag stand. Über „seine
Zeit“ bzw. die Heldentat, die Hr. Waddle 1990 in Turin erbracht hat,
klären wir mal kurz den Wirt auf… Die Zeit verstreicht und als das
Gerücht die Runde macht, es solle doch einen Fanmarsch geben,
entschließen wir uns, dorthin zu fahren. Fahren geht in diesem Falle
aber nur mit dem Taxi, von dem wir dann auch gleich zwei brauchen. Ein
Taxi ist schon schwierig genug, denn die Freunde mit der Leuchtreklame
auf dem Deckel, fahren einfach weiter, wenn sie schwatzgelb sehen. Als
wir dann endlich eins angehalten bekommen, hat der Bruder gleich das
Dollar-Zeichen in den Augen und ist im Abzockmodus. Uns egal, aber ein
Teil unserer Reisegruppe beschließt lieber eine Alternative zu suchen.
Nach sinnfreiem Gewaltmarsch um den Häuserblock, stranden wir ungeahnt
wieder vor dem Irish Pub und steigen dort in die U-Bahn Richtung
Stadion.
Das Stadion liegt in einer eher komischen Gegend, mit dem Charme einer
3-spurigen Autobahn. Trotzdem – und das muss man dem Franzosen positiv
anrechnen – sind sie auf die trinkfesten Borussen vorbereitet. Pils
bekommt man an jeder Ecke, aus der Dose und zum Freundschaftspreis.
Egal. Das Stadion selber ist eine Riesenbaustelle. Die Organisation
chaotisch. Wir wollen einchecken. Mo und Nicole sind drin, Basse fast,
aber beim Blick auf Holgers Ticket sieht das geschulte Personal, dass
wir ja zum Auswärtsblock müssen. Basse und Holger machen sich auf den
Weg, im Glauben, dass der Rest ja drin sei. Später stellt sich heraus,
dass man Nicole, Michael und Mo auch wieder raus geschickt hat. Der
Präsi unterdessen sucht immer noch den Fanmarsch. Voller Tatendrang und
mit Kompass im Urin ist der eine Station eher ausgestiegen, um
festzustellen, dass es den Marsch gar nicht gab… Die Suche nach besagtem
Eingang für den Gästesupport entpuppt sich als schwieriges Unterfangen.
Als wir langsam nervös werden und uns schon fast ums gesamte Stadion
wähnen, sehen wir weitere verzweifelte Schwatzgelbe. Ein netter Ordner
lässt uns dann doch, ganz unkonventionell, durch einen Bauzaun ins
Stadion. Weil wir so nett und nüchtern sind, verzichtet man auch gleich
auf eine überdimensionierte Sicherheitskontrolle…
Ab in den Block, wo
wir dann auch alle wieder treffen. Der Gästeblock ist leider erneut
nicht voll. Schade, aber scheinbar scheint es ein Sättigungsgefühl in
der Szene zu geben, gepaart mit der Tatsache, dass viele schon vor zwei
Jahren in Marseille waren. Und Marseille ist jetzt nun auch nicht
unbedingt eine zweite Reise wert ist, da muss man zugeben. Neben uns
supporten zwei Gestalten mit. Einer Ende 50, Pole und Lewandowski-Fan,
der andere mit Rauschebart, Mitte 30 und Chilene, der seinen Sold bei
der französischen Fremdenlegion verdient. Als das Spiel mitte der ersten
Halbzeit vor sich hinplätschert bzw. wir das große „Wer trifft den
Möbelwagen hinterm Tor“-Spiel spielen, diskutiert Holger mit dem
Legionär intensiv die Untiefen des chilenischen Fußballs. Nebenbei
werden die beiden mal eben kurz auf Drehzahl in Sachen Borussia gebracht
und supporten auch kräftig mit. Als man ganz stolz mit 2 Pils in der
Hand in den Block kommt und der freundliche Hinweis von Holger kommt, ob
man sich nicht wundern würde, das niemand Pils trinkt, wird ungläubig
geschaut und das Gesöff mürrisch entsorgt…
Irgendwann realisiert auch der letzte im Block (Holger), dass wir bei
dem Spielstand RAUS sind. Entsetzen, Ungläubigkeit. Dann kommt Kevin und
alles ist gut.
Die Blocksperre dauert ungewöhnlich lange. Als wir raus sind, entern wir
die erst Pommesbude, wo definitiv Pils verkauft wird. Heineken aus
12er-Packs. Als Holger fragt, ob er eine Box kaufen können, wird das
vehement verneint. Zehn Dosen in der Kiste gehen aber. Die Logik
verstehe wer will… Mit der Box unterm Arm geht’s wieder auf die
krampfhafte Suche nach einem Taxi. Der Präsi, auf seinem
Frankreichfeldzug im Block schwer verwundet, schleppt sich nur noch
durch die Gegend, nach dem er beim Jubelorgasmus Basse angesprungen und
dabei umgekippt ist. Das Taxikriegen ist wieder eine Herausforderung.
Nach elendig langer Zeit schaffen wir es, mit Ziel Irish Pub, wo der
Sieg bei Biohazard gebührend bis zur Sperrstunde begossen wird.
Der nächste Tag beginnt wieder mit dem obligatorischen Frühstück beim
Keine-Ahnung-was-fürn-Landsmann in der Idylle des islamistischen
Viertels von Marseille. Alle sind doch etwas angezählt vom Vortag und
beschließen, umgehend Richtung Bahnhof zu fahren, Kaffee zu trinken und
dann in Ruhe Richtung Flughafen zu schippern. Im Bahnhof klimpert ein
Schwatter auf einem Klavier, wir sind etwas orientierungs- bzw. planlos.
Horst versucht uns zum günstigsten Cafe in Frankreich zu lotsen, klappt
aber nicht. Sein Hinkebeinchen macht schlapp und wir beschließen, beim
altbewährten, goldenen M eine Kaffee zu trinken.
Wir lassen uns im Außenbereich nieder und dümpeln so vor uns hin. Etwas
Hektik kommt auf, als ein paar Araber – Kategorie 3er BMW – auflaufen.
Schnell ist klar, was da abgeht: neuer Stoff wird geliefert. Die
MCD-Bedienung machen mal kurz ein Päuschen um sich einzudecken, Schüler,
Banker usw. alle halten kurz das Patschehändchen auf und gehen weiter.
Nur ein ordnungsliebender Bediensteter des goldenen M aus Schwarzafrika,
versucht vergeblich, die Jungs zu vertreiben. Was ihm vorher bei den
Bettlern noch gelungen ist, gelingt ihnen beim Afghanentaxi nicht. Was
ein Spießer… Kurze Zeit Später Hektik Nummer 2: die Bullen fallen ein
und interessieren sich für die Jungs aus dem Nahen Osten. Einer macht
auf Unschuld und darf nach intensiver Kontrolle gehen. Der nächste macht
auf Obercool und darf bleiben. Nur der Hibbelige von den dreien –
natürlich auch unschuldig, muss die Staatsdiener begleiten. Die Szene
löst sich auf. Der Coole öffnet den Mülleimer von MCD und holt das
angequalmte Tütchen raus und raucht es weiter. Uns bleibt die Spucke im
Hals stecken. Ein echter Profi. Das wars, wir haben genug gesehen von
Marseille. Nach ein paar Rotweinfläschchen im Flieger zum Runterkommen
bzw. wieder-auf-Sendung-kommen landen wir gegen 20 Uhr wieder in
Düsseldorf. Das Achtelfinale im Gepäcke und zwei super lustige Tage in
Marseille erlebt.
Nur der BVB.
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Schwarzgelbe Grüße von: Nicole, Holger, Basse & Manuel
Donnerstag, 19. Dezember 2013
Montag, 2. Dezember 2013
Eine Co-Farce
Wir fahren mit dem Bus zum Hauptbahnhof in Mainz, von wo aus Shuttlebusse starten. Nach den Berichten aus der Vorsaison hatte ich auch eine ungefähre Vorstellung. Und siehe da: Am Stadtrand tauchte plötzlich ein riesiger Baumarkt auf. Die Shuttles halten aber nicht etwa davor, sondern 500 m weit weg.
Die erste Kniffeligkeit: Der Eingang für die Gästefans ist nicht auffindbar. Doch dann sehen wir im Acker 2 Tore. Von dort müssen wir durch einen Tunnel zurück ins Stadion. Allerdings mussten wir erst mal reinkommen. Die Frauen haben einen extra Eingang und warteten bereits auf uns, während wir die Verbote studieren: Weinpulle und –glas sowie Sektglas haben wir eh nicht dabei. Das Bier schien erlaubt. Leider hatten wir keins, da auf dem ganzen Weg bis zum Baumarkt kein einziger Stand oder ähnliches war… Ein Problem deutete sich ab: Klorollen, Leitern und Koffern waren ebenfalls verboten – was daheim zu meiner Standardstadionausrüstung gehört. Wenigstens hatte ich mein Nunchaku daheim gelassen…
Im Stadion entsteht schnell eine Diskussion, welcher Spieler welche Rolle habe. Die Spieler scheinen scheinbar die gleiche Frage zu haben. Das (d.h. unser) Spiel ist entsprechend schlecht. Trotzdem gewinnen wir.
Traurig ist die Hardcore-Werbung: Man stelle sich vor, daheim von Nobby mit folgenden Worten begrüßt zu werden: "Wie ist die Stimmung auf der Landesbank Nordrhein-Westfalen Tribüne?"
Wir gehen in die Baumarktkneipe und zu allem Überfluss kommt auch noch der Manager vorbei. Wir trinken mit den Mainzer Fans ein paar Pils. Der Eine ist eigentlich Stuttgart-an, der andere eigentlich KSC, aber das gestehen wir denen mal zu, ist ja noch ein recht junger Verein (was den erfolgreichen Fußball angeht - erkennbar am Baumarkt statt am "richtigen" Stadion).
Später in der Stadt geht es weiter in einem Laden wie unserem Stade nur mit weniger Asseln. Überall bekommen wir (trotz des unverdienten Sieges!) Sympathiebekundungen. Schon sehr angenehm, nach dem Spiel zu feiern, ohne angepöbelt zu werden. Der Trip ist nächste Saison wieder gebucht!
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Schwarzgelbe Grüße von: Manuel & Steffi
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Mainz, Deutschland
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