Dienstag, 25. Februar 2014

Ein Tag im Fuchsbau - Leicester City vs. Ipswich Town (3:0)

Da das Fußballleben nicht immer nur aus Borussia Dortmund bestehen muss, empfiehlt es sich von Zeit zu Zeit, mal das ein oder andere Spiel im Ausland zu besuchen. Da trifft es sich natürlich ganz gut, wenn man einen englischen Arbeitskollegen hat, der sich zu einem sehr guten Freund entwickelt hat. Nachdem Daniel schon zwei Mal beim Schützenfest im heimatlichen Sauerland aufgewartet ist, stand nun endlich mal der Gegenbesuch bei seinen Eltern im mittelenglischen Hinckley bei Leicester an. Alles andere wäre auch irgendwann unhöflich gewesen, so oft wie ich von Gail und Rob bei ihren Besuchen in Köln schon eingeladen wurde. Los ging es Freitagabend von Köln aus nach Stanstead. Rob erwartete uns bereits am Flughafen und chauffierte Daniel, Manuel (ein weiterer Arbeitskollege) und mich in die Midlands. Früh zeigte sich, wie abgebrüht der gemeine Engländer ist. Eine Raucherpause wurde in einer Nothaltebucht verbracht. Damit die Polizei uns nicht auf die Schliche kam, schaltete Rob kurzerhand den Warnblinker an und öffnete zur Zierde noch den Kofferraum. Um kurz vor elf Ortszeit empfing uns Gail schon mit frisch zubereitetem Spanish Chicken aus dem Ofen. Dazu gab es leckeren Cider aus allem, was nicht niet- und nagelfest war - Dosen, Flaschen, Gläsern; erhitzt, gekühlt - die ganze Bandbreite. Um 02:00 Uhr war der Akku dann aber leer (und die Birne voll) und es ging in die Falle. Der Samstag sollte der Höhepunkt der Tour werden, stand doch der Besuch im Fuchsbau an. Rob hatte Karten für das Spiel Leicester City (The Foxes) gegen Ipswich Town organisiert. Und wir sollten nicht allein sein, aber dazu später mehr. Zunächst zeigte sich Gail einmal mehr von ihrer Schokoladenseite und kredenzte den Herren (und natürlich sich) zur Stärkung ein Full English Breakfast wie aus dem Lehrbuch. Baked Beans, Pilze, Würstchen, gebackene Tomaten, Spiegelei, normaler Toast und sogar frittierter Toast grüßten vom Teller und als guter Gast isst man natürlich artig alles auf.
Full English Breakfast
Kein Wunder, dass danach auch die Sonne schien. Derart gestärkt fühlte man sich bereit für die Dinge, die bereits am Horizont ihre Schatten voraus warfen. Trikots wurden über geworfen (aufgrund der indiskutablen Vereinsfarben war ich nur mit Mühe dazu zu bewegen, mich in einen solchen Stoff zu hüllen) und man wartete auf das Taxi, dass uns zum Bahnhof bringen sollte. Wie das so ist, kam und kam es nicht. Kurz vor Ultimo und nach mehreren nervösen Telefonaten bog der Bulli doch noch um die Ecke und der Fahrer fuhr einen scharfen Zahn, damit wir den Zug nach Leicester noch bekommen. Aber es passte und die übrige Reisegruppe erwartete uns fünf schon am Bahnhof. Nicht weniger als 30 Herren in Robs Alter stand für uns Spalier. Dazu noch über ein Dutzend ihrer Frauen, die den Tag neben Shopping vor allem auch in der wohl recht berüchtigten „Champagne Bar" verbringen wollten. In fröhlicher Runde ging es also auf die 20minütige Zugfahrt nach Leicester. Kaum im Zug, wurden, wie es sich für den Briten gehört, die ersten Wetten platziert. Für einen Pfund konnte man aus einem tiefen Umschlag ein Zettelchen ziehen, auf dem eine Spielminute stand. Gewinner war derjenige, der die Minute zog, in der das erste Tor fallen würde. The winner takes it all. Ich hatte die 88. In Leicester angekommen, startete umgehend das Vorprogramm: Pub-Hopping - und zwar in einer
Stiernacken im Pub
ansprechend zünftigen Form. Im Viertelstunden-Takt wurde der Pub gewechselt und ein neuer Pint im einarmigen Reißen gestemmt. Dabei zeigte sich, dass Robs Freundeskreis nicht nur ausgesprochen humorvoll und nett, sondern auch entsprechend trinkfest war. Alles andere wäre aber auch überraschend gewesen, konnten doch 50% der Herren einen ausgewiesenen Stiernacken präsentieren. Würde mich nicht wundern, wenn die in Pamplona schon mal Touristen durch die Gassen gejagt haben. Mit jeden Pub kam das Stadion näher und trotzdem schafften wir es nicht pünktlich zum Anstoß. Das King Power Stadium ist vor nicht allzu langer Zeit gebaut worden. Leider konnte ich deswegen nicht einen von den atmosphärischen alten englischen Grounds machen.
Außen Gladbach
Von außen gleicht das Stadion frappierend dem Gladbacher Nordpark. Innen scheint man sich ein Beispiel an der Castroper genommen zu haben, was von mir wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde. Dass ich mit meiner 88. Minute keinen Blumentopf gewinnen würde, war mir vorher schon klar. Die Foxes aus Leicester führen die Tabelle der Championship ungefährdet mit einem Vorsprung von acht Punkten an. Ipswich krebst im oberen Mittelfeld rum, mit Kontakt zu den Relegationsplätzen. Für Unwissende muss man vielleicht erklären, dass die zweite englische Liga nichts für Warmduscher ist. Satte 46 Saisonspiele sind zu absolvieren. Die ersten beiden steigen direkt auf; Platz drei bis sechs spielen in einer Aufstiegsrunde den dritten Aufsteiger aus. Das sind dann allein 51 Ligaspiele, Pokalspiele kommen freilich on top. Dem Zuschauer bot sich ein recht niveauarmer Kick, Leicester leicht überlegen, ohne aber zwingend vor das Tor zu kommen.
Innen Bochum
Nach rund 25min wurde es einem Ipswich-Verteidiger zu bunt und er spielte einen Rückpass schön in den Lauf eines Leicester-Stürmers, der locker den Keeper umkurvte und vollstreckte. Noch vor der Pause bat der nächste Verteidiger zum Dilettanten-Balett und Foxes-Stürmer David Nugent netzte unbedrängt zum 2:0 ein. Kurz vor der Pause hetzte ich dann die Tribüne herab, um stilecht den güldenen Halbzeit-Tee zu ordern, allerdings waren nicht wenige ebenso schlau wie ich. Auch in der Championship herrscht die Unsitte, dass man auf der Tribüne kein Bier trinken darf. Und so verpassten wir auch den Anstoß zur zweien Halbzeit, weil wir mit Bier unter der Tribüne standen. Der zweite Durchgang ist schnell erzählt. Bis kurz vor Toreschluss passierte wenig, ehe der eingewechselte Woods den 3:0-Endstand besorgte. Nach Abpfiff ging es in den Fanshop. Für mich stand das weiße 3rd Kit auf der Liste. Manuel machte aber den Schuss des Tages und kaufte sich für 35 Pfund einen herrlichen Onesuit. Ein Hammer-Outfit! Nun ging es in die dritte
Wirklich Bochum
Halbzeit und die feinen britischen Herren legten ein gewaltiges Tempo vor. Manuel wurde überzeugt, dass er doch bitte den Rest des Abends sein neues Outfit tragen möge. Fast in umgekehrter Reihenfolge ging das Pub-Hopping retour. Die Engländer waren sehr an den Gegebenheiten im deutschen Fußball interessiert und so erzählte ich mehrfach, wie teuer meine DK ist, dass wir auf der Tribüne rauchen und saufen dürfen, dass die Anreise zum Spiel inklu ist usw. Für Engländer eine Garten Eden. Irgendwann, die Frauen waren inzwischen „gut gelaunt" zu uns gestoßen, ging es sangeslustig im Zug zurück nach Hinckley, wo als nächster Programmpunkt doch tatsächlich ein Besuch im indischen Restaurant auf dem Plan stand! Wohl gemerkt: ALLE hatten ordentlich die Lampen an. Der Autor zog es dann auch vor, nach der Vorspeise ein kleines Powernapping auf dem Tisch zu machen. Ausgeruht ging es dann zum letzten Pub des Abends und im Anschluss nach Hause in die Casa de Toone. 
Mit Manuel und Daniel
Morgens viel mir dann als erstes auf, dass mich mein Handy mit der Aufforderung zur PUK-Eingabe begrüßte…Huiuiui, ich hatte den Battle of Britain wohl mit einigen Verlusten verloren. Bis zum Frühstück, dank Gail erneut Full English, ging es mir auch nicht gut und mein Kreislauf tanzte den Fox-Trott mit mir. Mittags chauffierten uns dann Daniels Eltern zum Airport Manchester und pünktlich zum Tatort war ich wieder zurück auf der Couch.

Das obligatorische Fazit: Eine klasse Tour, von A bis Z! Daniels Eltern und ihr Freundeskreis sorgten mit ihrer überragenden Gastfreundschaft für ein überaus kurzweiliges Wochenende. Eine Einladung für einen Gegenbesuch in der kommenden Saison im Westfalenstadion wurde dankend angenommen. Und im Gegensatz zu den Burschen aus dem Millers werden da einige auch sicherlich kommen. Schilling und Barrock dürfen schon mal die Lager auffülen. Ebenso werden mich die Foxes auch nicht das letzte Mal gesehen haben: kommende Saison wartet die Premiere League!


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Schwarzgelbe Grüße von
: Basse