Montag, 21. August 2017

„Der Halt Wolfsburg muss leider entfallen“



19.08.2017 – VfL Wolfsburg vs. Borussia Dortmund 0:3


Der erste Spieltag einer jeden neuen Saison ist immer etwas ganz Besonderes. Nach wochenlanger Dürre rund um das schönste Spiel der Welt zählt man die letzten beiden Wochen vor Saisonstart wie ein kleines Kind vor Weihnachten die Tage, bis der endlich Bescherung ist. Diese Saison sollte dabei schon von den Rahmenbedingungen ganz anders beginnen, führte uns doch der erste Spieltag nicht in das geliebte Westfalenstadion, sondern zu einem Gastspiel ins ungeliebte Wolfsburg. Hinzu kam ein etwas diffuses Gefühl, wie die Mannschaft den Saisonauftakt beschreiten wird. Nach der turbulenten letzten Saison mit Bombenanschlag, teils abenteuerlicher Außendarstellung, Pokalsieg und Trainerrauschmiss verlief die Vorbereitung auch nicht gerade ruhig - Dembélé sei Dank. Dazu noch ein neuer Trainer, neues System und eine ganze Latte verletzter Stammspieler. Man ist schon entspannter in die neue Saison gegangen. Auf der anderen Seite genügte ein neutraler Blick auf den Kader für das WOB-Spiel um zu sehen, dass da trotzdem eine potenziell bärenstarke Visitenkarte im Land des Dieselbetrugs abgegeben werden kann.
Samstagmorgen ging es also los. Nicole aus Hamburg, Horti aus Warendorf sowie Manolo und Basse aus dem Ruhrgebiet machten sich bei Sternfahrt auf den Weg. Letztere mussten kurzfristig Ihre Butterfahrt auf der MS Mittellandkanal stornieren und ganz spießig auf die Bahn ausweichen. Bei mit liebe geschmierten Brötchen und einem bunten Potpourri an eisgekühlten Erfrischungsgetränken wurde über die Erwartungen an die neue Saison diskutiert. Man war sich schnell einig, dass wir dieses Jahr sicherlich ein gewichtiges Wörtchen um die Meisterschaft mitreden werden – also die gleichen Erwartungen wie vor jeder einzelnen der letzten 20 Saisons eben. Als wir uns gerade ausmalten, wie wir dem Dietmar am letzten Spieltag die Schale unter die Nase halten, wurden wir von der freundlichen Zugführerin jäh in die Realität zurückgeholt: Aufgrund eines Polizeieinsatzes sei die Strecke zwischen Wolfsburg und Berlin gesperrt, der Halt Wolfsburg würde daher entfallen. Wir würden über Braunschweig umgeleitet, Reisende nach Wolfsburg mögen dort bitte umsteigen. So hielten wir es dann auch und bestritten die letzte Etappe in einem hoffnungslos überfüllten Regionalexpress. Nicole, die bereits in Wolfsburg angekommen war, informierte uns derweil, dass man auf uns warten würde, da die Polizei die Gästefans geschlossen zum Stadion eskortieren möchte. Ganz durchdacht war dieses Vorhaben der Exekutive nicht wirklich. Während wir im Bahnhof noch in der Schlange für die Notdurft standen, setzte sich der Kessel in Bewegung. Wir selbst schlenderten 10min später völlig entspannt und unbehelligt zum Stadion, wo wir auch auf Horti trafen. Der Einlass ins Stadion verlief völlig chaotisch. Aus nicht bekannten Gründen waren Einlasskontrollen für den Gästebereich verschlossen und es rührte sich nichts. Nach 20 Minuten wurden wir dann Zeuge, wie sich einige unsere Ultras durch einen anderen Eingang offenbar Zugang zum Oberrang verschaffen wollten. Als Resultat bereitete die Polizei recht rigoros dem Treiben ein Ende. Irgendwann wurde dann auch unser Einlass geöffnet und wir waren pünktlich zum Anstoß in unserem Block.
Vom Anstoß weg zeigte unsere Borussia klipp und klar, wer Herr in der Wolfshöhle ist. Drei blitzsaubere Buden und ein hoffnungslos unterlegener Gegner sorgten für glückliche Gesichter in einem insgesamt sehr gut aufgelegten Gästeblock. Da gab es in den letzten Jahren schon deutlich schlechtere Auftritte auf den Rängen. Peinlich war allerdings das pubertierende Gehabe des Frontcourts Anfang der zweiten Hälfte, als eine WOB-Fahne vermummt präsentiert wurde. Dies führt dazu, dass sich nach Spielschluss eine Gruppe Wolfsburg-Ultras mit unseren messen wollte, was wiederum von der Polizei und Kollege Schlagstock unterbunden wurde. Auf der Rückfahrt kam einer unserer Ultras im Zug nach Hannover etwas ins Plaudern und offenbarte Manolo und Basse eine „etwas fragwürdige“ Argumentation sowie den altbekannten Opfermodus, dass die Polizei mal wieder an allem schuld sei. Bei dieser Argumentationslogik müsste man eigentlich Anfangen Lotto zu spielen. Schließlich müsste man eigentlich vom Glück geküsst sein, da man auch nach hunderten Fußballspielen noch kein einziges Mal ernsthaft ein Problem mit der Polizei gehabt hat!
Sei es drum, Borussia hat sich perfekt aus den Startlöchern katapultiert und grüßt von ganz oben. Kommenden Samstag gegen die Hertha darf daher gerne genauso nachgelegt werden!

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Schwarzgelbe Grüße von
:
Nicole, Horti, Manolo & Basse