Am letzten wochenende stand ein von uns lange geplanter besuch budapests 
auf dem programm. Neben dem üblichen sightseeing war natürlich auch der besuch 
eines spiels der ersten ungarischen liga geplant. Bei 5 budapester 
erstligamannschaften sollte das kein problem sein, ein passendes spiel zu 
finden. So konnten wir denn auch wählen, zwischen einem heimspiel des MTK 
Budapest (23 maliger ungarischer Meister, zuletzt 2008) und einem heimspiel von 
Ujpest FC (20 maliger ungarischer meister, zuletzt 1998). Nach langem googlen, 
wikipedia wälzen und stadion ansehen, viel unsere wahl auf ujpest.
Das stadion war anfang 2000 renoviert worden, hat ein fassungsvermögen von 
knapp 13.000 zuschauern und machte zumindest auf fotos einen ganz guten 
eindruck. Die fanszene wurde im internet als stimmungsvoll beschrieben und der 
club sollte einer der beliebtesten in ungarn sein. Zudem handelt es sich um den 
ältesten, noch existierenden traditionsverein, ungarns. Während des kalten 
krieges war ujpest der verein der polizei (also wie Dünamö drähsden). MTK 
hingegen spielte in einem stadion, dass den puren sozialismus wiederspiegelt: 
beton, wo man hinsieht, steile, vermooste ränge, verrostete banden, zudem keine 
fankultur. An dem stadion sind wir auf unserem weg vom flughafen zum hotel am 
ankunftstag vorbeigekommen. Das sah wirklich ganz bitter aus. Der club gilt in 
ungarn als kaderschmiede und verkauft jedes jahr seine halbe mannschaft. 
Trotzdem scheint der club (mit jüdischen wurzeln) erfolgreich zu sein. Soweit so 
gut. Auch ungarn hat das problem, wie wir es haben: ein zerflädderter spielplan, 
wo auch mal partien einige tage vor dem spieltag noch verschoben werden. So auch 
unser spiel, dass bis 2 wochen vor dem tripp am sonntagnachmittag stattfinden 
sollte. Weil es aber scheinbar topspiel des tages wurde, wurde es kurzerhand auf 
Samstag, 17.30 gelegt. Meine anfrage beim club bzgl tickets wurde binnen 5 
minuten per mail beantwortet. Kartenreservierungen waren jedenfalls nicht 
notwendig. Dazu muss man wissen, dass der zuschauerschnitt in ungarn seit anfang 
2000 aufgrund von korruption, gewalt und wohl auch sportlicher 
bedeutungslosigkeit der vereine im internationalen vergleich massiv gesunken 
ist. Der schnitt liegt wohl aktuell weit unter 5.000 zuschauern. Ujpest hat mit 
knapp 4000 zuschauern wohl den höchsten schnitt. Nicht mal die derbys in 
budapest sind ausverkauft, wobei es laut netz nur ein wirkliches derby in 
budapest gibt: ujpest-ferencvaros. Ferencvaros (früher regierungskritischer 
klub) ist der erfolgreichste klub ungarns, der aber 2 jahre in der 2.liga 
spielen musste, aufgrund von irgendwelchen korruptionsvporwürfen. Vor ein paar 
jahren haben die mal die blauen in der CL bediegt. Honved (früher Armee-klub) 
scheint auch noch etwas bedeutung zu haben, zeichnet sich aber auch durch ein 
besonders gewaltbereite und rechtsextreme fanszene aus. Dazu gibt’s halt neben 
MTK noch den bedeutungslosen klub vasas budapest, als ehemaliger 
eisenbahner-verein. Alle vereine ligen auf der pester-seite von budapest und 
haben alles das attribut arbeiterverein.
Wir hatten uns also das spiel ujpest FC (tabellen 3.) gg Nyiregyhaza 
Spartacus (aus westungarn, tabellen 10.) ausgesucht. Die planung zur anreise zum 
stadion gestalteten sich schon als äußerst abenteuerlich. Die internetseiten 
(zum teil in englisch) der vereine enthalten nicht wirklich viele informationen 
zu ticketing und anreise. Also wurden die dürftigen infos von transfermarkt.de 
genommen, auf google maps die route angesehen und sich so den weg zum stadion 
zusammengebastelt. Sollte schon klappen, zur not, einfach der violett-weißen 
(farben von ujpest) fanschar folgen, dachten wir… nun gut. Samstag, 16.00 Uhr, 
ab in die metro, die uns zumindest schonmal in den stadtteil ujepst bringen 
sollte. Wir mussten ca. 7 stationen fahren. Jede station weiter hielten wir 
ausschau nach fans. Aber es stieg niemand zu. Keiner in den farben, die wir 
erwarteten. Ok, ist halt so. werden wahrscheinlich alle da direkt wohnen. Dann 
stiegen wir aus und wollten in den bus zum stadion. Den gab es aber nicht - 
zumindest nicht an der haltestaelle, wo wir ausgestiegen waren. Also, was 
machen? Rein in die metro und noch ne station weiter fahren. Als wir ausstiegen, 
sahen wir dann tatsächlich einige, die das gleiche ziel wie wir hatten. Ein 
glück, denn die buslinie, mit der wir dann letztendlich zum stadion fuhren, 
passte nicht mit der überein, die wir uns vorher rausgesucht hatten. Während man 
sich im zentrum von budapest hervorragend mit deutsch und englich verständigen 
kann, ist dies, je weiter man sich von dort enfernt, schwierig. Englisch geht 
gut (deutsch haben wir nicht versucht), aber alle hinweisschlder usw. sind nur 
auf ungarisch. Und das geht mal gar nicht. Egal. Der shuttelbus (ein vorzeige 
objekt russischer/osteuropäischer fahrzeugtechnik) fuhr uns ca .10 min durch die 
"edelsten" wohngegengenden der stadt. Bis alle plötzlich ausstiegen. Wir dann 
auch - nur von stadion war weit und breit nix zu sehen. Also, immer den fans 
nach. Die doch - gemessener an der anzahl an fans - vielen, stark gepanzerten 
polizisten, liessen auf die nähe zum stadion deuten. Auf dem weg zum stadion (in 
einem wohnviertel) sassen dann alle 10m irgendwelche alten (typisch 
osteuropäisch gekleidetet und aussehenden) leute, die vor 2 säcken hockten und 
irgendwas auf ungarisch anpriesen. In den säcken befand sich nach erster meinung 
vogelfutter. Diese leute verkauften sonnenblumenkerne und irgendwas anderes mit 
schale (nüsse oder pistazien), die auch von den leuten rege gekauft und später 
im stadion vertilgt wurden (jeder zweite hatte da son berg schale vor sich). 
Fressbuden, bierbuden und fanzeugs suchte man vergeblich. Am stadion angekommen, 
gings dann gleich zum ticketschalter. Das stadion ist ein reines 
sitzplatzstadion und die preise waren erwartungsgemäß moderat: hinterm tor ("…da 
wo die ultras stehen…") 5,50 €, unterrang gerade 11,00 €, oberrang gerade, 13,00 
€. Wir entschieden uns für den unterrang Im vgl dazu: ein schal sollte im/vorm 
stadion 11,00 € kosten). Im stadion bzw. auf dem vorplatz ging es dann eher 
familiär und überschaubar zu. Die klientel war gemischt, wie bei uns: familien, 
normale fans, ultras etc. es gab einen fensterverkauf, wo man neben frisch 
gezapftem (0,4 für 1,50 €) auch harte sache (vodka und sonstigen fusel) kaufen 
konnte. Das ordnungsperonal hingegen konnte klar einer politischen gesinnung 
zugeordnet werden. Finster drein schauende, kahl geschorene und tätowierte 
muskelberge (übrigens typisch für ungarns erste liga. Das ordnungspersonal in 
allen stadion ist von diesen nazis unterwandert), die uns aber trotz allem 
freundlich empfingen (war nur übertrieben, dass einer von denen später im 
stadion auch ne horde kinder grimmig beaufsichtigen durfte…). Also, vorm spiel 
noch schön ein paar pils gestämmt und dann rein ins stadion. Die plätze waren 
gut (höhe 16m-raum-linie). Der fanblock von ujepest war auch einigermaßen 
gefüllt, unsere tribüne auf der gerade war relativ voll. Die gegengerade war nur 
in höhe mittellinie recht spärrlich besetzt. Auf der anderen seite hinterm tor, 
im gästebereich, verliefen sich handgezählte 20 leute… vorm spiel gabs scheinbar 
(wir konnten es nicht verstehen) eine fair-play-aktion, die von den heimfans 
gnadenlos ausgepfiffen wurde. Davor gabs musik. Die vereinshymne gleich 
mehrfach… das spiel begann und die fans hinterm tor machten gleich mächtig 
support. Irgendwie klang da immer was mit "ferencevaros" durch. Wie bei uns: 
ferencvaros ist der erzfeind von ujpest und die wurde also mit schmähgesangen 
besungen. Nach 15min dann ein gellendes pfeiffkonzert aus dem nichts. Auf der 
gästetribüne marschierten wild gestikulierend 20 weiter personen ein, die sofort 
irgendwelche banner und blockfahnen am zaun befestigten und die einzige kleine 
fahne des gegners zuhingen. Ich vermute, es waren fans irgendeiner einer anderen 
mannschaft, denn bereits um 15 Uhr hatte MTK sein heimspiel ausgetragen. Von 
deren stadion bis zum susza ference stadion sind es ca. 45min. Würde also 
passen. Allerdings bin ich mir nicht sicher. Sicher scheint mir nur, dass die 
nicht zum gegner direkt gehörten, was sich auch dadurch zeigte, dass eben jene 
fans etwas stimmung machten, die "handgezählten" aber weiter teilnahmslos auf 
ihren sitzen kauerten. Später gabs dann noch ne OKF-party dort im block, sonts 
aber nix weiter erwähnenswertes. Das spiel war erecht ordentlich (gutes 
2.liga-niveau), da hab ich in letzter zeit bei uns weitaus schlimmeres gesehen. 
Der gast ging irgendwann mitte der ersten hz in führung, was dem support aber 
keinen abbruch tat. Ujpest drückte dann aufs tempo, versiebte aber eine chance 
nach der anderen. Kurz vor der hz dann der ausgleich. In der halbzeit rechnete 
ich mit einem anstrum auf kiosk und toillette - weils der bzw. die einzige für 
die ganze tribüne war - aber, es war nix. Schön entspannt pinkeln (bei weißen 
kacheln und violotten wasserleitungen) und ganz entspannt ein pils holen. Das 
hat was… in der 2. halbzeit gings dann munter weiter. Kurz nach anpfiff dann 
notbremse der gäste im strafraum. Rote karte, 11m, tor. 2-1 ujpest. Die hatten 
das spiel dann auch im griff und legten kurz vor schluss noch das 3-1 nach. 
Mitte der 2. halbzeit gabs dann auch noch ne nette pyro-einlage, was aber das 
ordnungspersonal nicht interessierte. Scheint also normal zu sein dort. Abpfiff 
und das gewohnte bild: die mannschaft verabschiedete sich von allen tribünen. 
Die humba ist zum glück noch nicht bis budapest gekommen. Da kann man die 
pustasöhne nur drum beneiden. Was auffiel: 90minuten machte die tribüne einen 
dauersupport, der echt gut war. Es war permanent laut und auch 
abwechslungsreich, was von denen kam. Es gab keine pfiffe gg die eigene 
mannschaft. 
Nachm spiel noch kurz das übliche: pinkeln und nen pils und dann ab zum 
bus. Der kam dann auch prompt, füllte sich und aufm weg zur metro gabs dann das 
altbekannte: singen, dann gegen die verkleidung kloppen, lampen rausdrehen usw. 
an der metro angekommen, sah man dann die leute in alle himmelsrichtungen 
verschwinden. Auf der rückfahrt war dann auch niemand mehr im zug, der vorher im 
stadion war… in der innenstadt sowieso nicht (wie auch schon vorm spiel 
nicht).
Auf jeden fall war es ein sehr interessanter besuch beim spiel. Das 
drumherum ist doch schon eine andere hausnummer (viel kleiner), als wir das von 
hier kennen.
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Schwarzgelbe Grüße von: Holger & Eva
