Freitag, 3. Februar 2012

Ausflug über die Grenze


Freitagabend, nix los, also Fussballspiel in der Umgebung suchen. Eindhoven sollte es dann doch werden. Am Freitag, 27.01.12 stand das Spiel PSV gg Arnheim an. Anstoss 20 Uhr. Eindhoven liegt ca. 80 Autominuten von Dortmund entfernt, also eine Entfernung die unter der Kategorie „kann man mal machen“ fällt.
Das Organisieren der Karten für Spiele der niederländischen Eredivisie ist immer ein Akt für sich. Da sich der Holländer in der eigenen Liga mal gerne was vors Fressbrett kloppt und feindliche Beziehungen zu mehreren Clubs an der Tagesordnung sind, hat man dort vor einigen Jahren die sogenannte Clubcard eingeführt. Wer Karten für seinen Club kaufen will, benötigt so eine Karte. Die wird von den Clubs höchst unterschiedlich vergeben. Bei manchen Clubs kostet so eine Karte nichts, andere wiederum nehmen ein paar Euros. Fakt ist, dass bei Risikospielen ohne Clubcard nichts geht. Und in der Liga ist so fast ziemliche jedes Spiel ein Risikospiel. Es gibt nur ganz wenige Partien, die nicht so eingestuft sind und für die kann man dann nur Tickets kaufen, wenn man zumindest eine niederländische E-Mailadresse hat. Als Ausländer hat man aber die Möglichkeit, bei den Clubs anzufragen, ob sie einem Karten für ein Spiel auch ohne Clubcard geben oder man beantragt halt für einen Club selber eine. Bei den meisten Clubs, besonders in Grenznähe, funktioniert es aber mit einer netten E-Mail. In Eindhoven haben sie für solche Fälle extra ein Paket im Angebot. Dort kann man eine Eintrittkarte für ein Spiel in Verbindung mit einem Verzehrgutschein (10 €) und einem Gutschein für den Fanshop (20 €) bekommen. So ein Paket, für 60 €,  haben wir schließlich dann auch gebucht. Aber auch da muss man Glück haben. Man bewirbt sich und hofft, dass man dann irgendwann eine Mail bekommt um die Kohle zu überweisen.
Das Philips-Stadion in Eindhoven liegt mitten in der Stadt und galt einst als das modernste in Europa. Knapp 35.000 Zuschauer passen rein. Die Anreise verlief recht problemlos, die Parkplatzsuche war allerdings eine Herausforderung. Parkplätze existieren dort so gut wie keine. Man ist gehalten, sich einen Parkplatz in den umliegenden Wohngebieten zu suchen. Nachdem wir also einige male das Stadion umkreisten hatten und eine irgendwo eine kleine Lücke am Strassenrand gefunden hatten (Lupo sei Dank!), kamen wir gegen 19.15 Uhr am Ticketschalter an, um unsere Pakete abzuholen. Danach gings ab in den Fanshop, um die Gutscheine gleich mal an den Mann zu bringen. Der Shop an sich war sehr übersichtlich. Neben PSV-Zeugs konnte man auch Trikots von Arsenal, Barca und ManU erwerben, dazu noch Fussbllschuhe und sonstiges Trainigszeug. Ins Auge sprang uns jedoch gleich das Pyro-Starter-Kit. Hierzulande ist eine große Diskussion diesbzgl zu gange, dort konnte man die Knallkörper gleich mit Schal und Trikot erwerben – auch mal was. Man muss aber fairerweise anmerken, dass man im Stadion nichts von dem Zeug zu sehen bekam. Die Verkäufer im Shop hatten dann auch die Ruhe weg. Die Kunden – sofern Holländer – auch. Um 19.50 Uhr wurde da noch munter geschwätzt an der Kasse, während wir doch schon recht unruhig in der Schlange standen. Am Einlass vorm Block die gleiche Entspanntheit. Mittlerweile waren es nur noch 5 min bis zum Anstoss. Als wir dann unsere Karten durch den Scanner zogen, leuchtete die Lampe rot – kein Einlass. Man erklärte uns dann von offizieller Seite, dass die Karten noch nicht aktiviert sein und wir noch ein paar Minuten warten sollten. Wie gesagt, 5 min bis zum Anstoss…Man lies uns dann doch ohne Scanner rein und wir hechteten in den Block. Wir sassen in einer der Ecken, direkt schräg über der Fantribüne vom PSV, wo auch schon einiges an „Potenzial“ erkennbar war (Stiernacken, Glatze). Das Stadion war fast voll. Gästefans gab es wohl auch. Das waren aber maximal 50, vielleicht 100, schwarz gekleidet und das ganze Spiel über nicht hörbar. Ok, wir vermuten einfach mal, dass es Gäste waren.
Das Spiel begann ganz munter. PSV, immerhin unter den Top 3 vor dem Spiel (mittlerweile 1.) und nach dem Fast-Kollaps 2010 wohl wieder etwas konsolidiert, Arnheim im Mittefeld dümpelnd und mittlerweile auch an einen Großinvestor mit Visionen verkauft, begann wie man es von holländischen Teams gewohnt ist: technisch gut. Dazu kam dann noch ein gesunder körperlicher Einsatz auf beiden Seiten , so dass das Spiel eigermaßen unterhaltsam war. Große Namen wie einst, sucht man allerdings in beiden Teams vergeblich. Die Zeit scheint irgendwie vorbei. Die Stimmung war alles andere als elektrisierend. Es kam irgendwie nichts von der Tribüne. Mal ein loses anfeuern, aber keine Akkustik, die einen jetzt umhaut und das, obwohl das Stadion für eine geile Atmosphäre wie geschaffen ist. Tempo und Spieldisziplin fehlten beiden Mannschaften allerdings doch. Das Tempo ist nicht zu vergleichen mit unserem und beide Mannschaften spielten quasi ohne defensives Mittelfeld. Zudem war das Rezept, die gegnerische Abwehr zu knacken, immer das gleiche: beide Seiten versuchten munter in die Schnittstellen zwischen Innen- und Außenverteidigung zu spielen. Immer und immer wieder. Das war natürlich einladend für gute und viele Torchancen. Mitte der ersten Hälfte fiel dann auch das 1:0 für den PSV. Arnheim wurde irgenwie merklich schwächer. Das 2:0 folgte dann mitte der Zwoten. Als das Spiel entschieden schien und Arnheim sich ergeben zu haben schien, machten die 10 min vor Ende doch noch den Anschlusstreffer und konnten sich danach auch noch ein paar gute Chancen erspielen. Das 3:1 folgte dann in der Nachspielzeit. Richtig Feuer kam nur rein, als sich irgendein ehemaliger PSV-Spieler für Arnheim warmlief. Da tickte der Block unter uns förmlich aus. Hintergründe haben wir – außer seiner PSV-Vergangenheit – noch nicht herausgefunden. Dann war Schluss und man schunkelte typisch holländisch auf der Tribüne zu irgendeinem Schlager.
Die Verpflegung im Stadion ist recht übersichtlich. Es gibt typisch hölländisches Pils (Bavarian)… und Frikandel. Die Preise sind ungefähr so wie hier. Für unsere 2x 10 € Verzehrgutscheine gabs also 5 Pils.
Danach gings recht entspannt nach Hause. Dumm nur (für Marcel), dass die Rasstätten und Tanlstellen in Holland kein Pils verkaufen und es an der A40 in Deutschland ebenfalls keine Tränke gibt… 
Fazit: gerne wieder.


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Schwarzgelbe Grüße von
: Holger & Marcel