Das letzte Wochenende im August sollte ganz im Zeichen des Fußballs
stehen. Da ich die beiden Tage als Strohwitwer verbringen sollte, musste
ein Plan her, wie man die Zeit verbringt. Warum also nicht der
Fußballleidenschaft hemmungslos frönen? Für das Auswärtsspiel unseres
BVB hatte ich mir noch ein Ticket über die Eintracht besorgt, Block 24
neben dem Gästeblock. Da das Spiel am späten Sonntagnachmittag angesetzt
wurde, hatte ich am Samstag die Wahl zwischen den beiden Topspielen
Alemannia Aachen vs. Sportfreunde Lotte und VfL Bochum vs. SC Paderborn.
Da ich schon lange mal wieder an die Castroper wollte, viel mir die Wahl
dann eigentlich relativ leicht. Anstoß war am Samstag um 13:00 Uhr, also
richtig schön zur Primetime. Morgens noch eben ins Büro und einen
Kollegen einarbeiten, ging es dann zum Bahnhof. Wie gewohnt gab es ein
"freudiges" Wochenendgeschenk der Deutschen Bahn: mein Zug hatte satte
120 Minuten Verspätung! Gott sei Dank war ich aber direkt aus dem Büro
zum Bahnhof gefahren und hatte keinen Boxenstop zu Hause gemacht. So
konnte ich auf den letzten Drücker noch in den RE1 springen. Eine
Straßenbahn später, und das Thema hätte sich erledigt, weil ich es sonst
bei weitem nicht zum Anstoß ins Stadion geschafft hätte! So war aber
alles im Lot. In freudiger Erwartung setzte sich der Zug in Bewegung. In
Duisburg stiegen dann die ersten Bochumer zu. Leider verhieß das Wetter
nichts Gutes und dies sollte sich dann in Bochum bestätigen. War es am
Bahnhof noch trocken, goss es an der Castroper aus Kübeln, als die
alt-ehrwürdige 306 aus dem Untergrund gen Himmel stieß. Ich suchte
erstmal Unterschlupf an der Tanke vor der Krümmede. Die alten ranzigen
Kassenhäuschen vor dem Ruhrstadion hat man mittlerweile abgerissen und
durch einen miesen blauen Baucontainer ersetzt. Eine Überdachung gab es
nicht und ich hatte keine Jacke mit. Endlich ließ es gg. 12:40 Uhr etwas
nach und ich hatte die Wahl zwischen Kassencontainer geradeaus und
Würstchenbude zur rechten. Ich entschied mich natürlich für die PoBu -
eine weise Entscheidung! Kaum unter dem Vordach angekommen, öffnete
Petrus wieder ordentlich die Schleusen. Konnte mir ja Latte sein, war
ich doch im Trockenen und bestellte mir eine ordentliche Brat mit Senf.
An dieser Stelle möchte ich eine Lanze für diese Bude brechen:
Ruhrgebietscharme wie im Lehrbuch! Zwei Ommas mit Schürze schwangen die
Pommes-Kübel, ein Oppa (stilecht im weißen Kittel) rotierte mit der
Wurstzange. Und immer wieder wurde ein herzhaftes "Wer bekommt die
Curry-Pommes?" eingestreut. Um 13:50 Uhr, es regnete immer noch
ordentlich, gleichwohl nicht mehr so wie kurz zuvor, sprintete ich dann
doch zur Kassenbude und holte mir eine Karte für die Ost (12€). Der
erste Weg führte mich natürlich zum Bierstand. Für 3,60€ gab es den
halben Liter Fiege. Pünktlich zur musikalischen Einstimmung erklomm ich
die Stufen des Block P. Die Ost war gut voll, Haupt- und Gegengerade
waren gut gefüllt (Insgesamt 17.767 Zuschauer). Auf der West lungerten aber
nur ein Paar Grüne rum. In einer mir noch unbekannten Vereinshymne wurde die Treue zum VfL besungen, während das Publikum seinerseits während des
Refrains auch immernoch die Liebe zu Fiege-Bier Kund tat. Herrlich! Dann
der obligatorische Höhepunkt: Bochum von Grönemeyer. Ich muss zugeben,
dass ich da noch immer eine kleine Gänsepelle bekomme. Liegt sicherlich
auch daran, dass, obwohl ich schon seit über fünf Jahren nicht mehr in
Bochum wohne, die tollen sieben Jahre Studium an der Ruhr-Uni
unvergessen sind. Durch zahlreiche Besuche an der Castroper hängt dazu
auch ein kleiner Teil meines Fußballherzens an der grauen Maus. Das
Spiel begann und der VfL legte gleich forsch los. Peddar sollte
allerdings mal im Training Torschüsse üben, denn die Versuche waren
alles in allem sehr kläglich. Auf den Rängen aber wirklich gute
Stimmung. Leider verflachte diese zur Mitte der ersten Halbzeit Hand in
Hand mit dem Geschehen auf dem grünen Rasen. Von dem Stehplatzblock der Gäste war auch nichts zu vernehmen. Also
nutzte ich die Zeit um mich mit neuem Fiege einzudecken. Diesmal in
Stereo. Auf die Tribüne kam ich gerade wieder rechtzeitig, denn Richard
Sukuta-Pasu (der spielt mittlerweile beim VfL) hatte einen
Tollwut-Anfall und fing an die Streitaxt zu schwingen. Folgerichtig
musste sein Gegenspieler verletzt raus und bei Paderborn kam unser alter
Bekannter Uwe ![]() |
| Auf die Zäune - aber noch mit allen Klamotten... |
Insgesamt war ich sehr beeindruckt. Die Stimmungsblöcke präsentierten eine erstaunliche Bandbreite an Liedern, die man selten bis gar nicht in anderen Stadien hört. Dazu gibt es im Rahmenprogramm wenig Kommerz. Auf den Rängen fand sich dazu keinerlei Eventpublikum, weil der VfL ohnehin nur mittelmäßig in die Saison gestartet war. Richtig schön Old School. Zum Dessert gab es dann noch ne Fiege für den Heimweg. Am Bahnhof war wohl auch noch etwas Bambule, aber zu dem Zeitpunkt war ich schon wieder Richtung Köln unterwegs.
Eintracht Frankfurt - BVB 1:2
Am Sonntagmittag ging es dann mit dem ICE nach Frankfurt. Mit Mo und Carsten hatte ich am Telefon ausgemacht, dass wir uns am Stadion treffen. Während ich um 14:00 Uhr zur U-Bahn schlenderte, hatten die beiden Recken nur noch 100km zu fahren und sollten somit weit vor mir da sein. Am Bahnhof Deutz lief mir dann Hans Leyendecker über den Weg, einer der renommiertesten Enthüllungsjournalisten Deutschlands. Für die Süddeutsche hat er bei MAN, Siemens und Co schon ordentlich Lunten gelegt. Aber der gute Hans zeichnet sich auch durch eine bedingungslose Liebe zur Borussia aus und so stieg er in BVB-Trainingsjacke mit mir in den Zug. Über die Hochgeschwindigkeitstrasse entlang der A3 ging es dann zum Riederwald. Eine Stunde vor Anpfiff war ich im Stadion und versuchte erstmal Mo und Carsten zu erreichen. Wie immer am Stadion konnte man sich den Versuch auch schenken, weil die Netze überlastet waren. Bei Bier und Sonnenschein lungerte ich vor dem Gästeblock rum, doch als ich die beiden zehn Minuten vor Anpfiff noch nicht gesehen hatte, musste Plan B her. Leider wurden die Blöcke im Waldstadion streng kontrolliert, sodass ich mich nich
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| Gästeblock in Frankfurt |
Fazit: Ein richtig schönes Fußballwochenende mit zwei tollen Spielen. An der Castroper bin ich diese Saison wohl nicht das letzte Mal gewesen...
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Schwarzgelbe Grüße von: Basse

