FC Zürich vs. FC Lugano 3:0 (01.10.2017)
Trostlose Schüssel |
Aufgrund eines beruflichen Termins am 02.10 führte mich die
Rückreise nach dem Augsburgspiel nicht zurück ins Ruhrgebiet, sondern über den
Zwischenstopp Ulm nach Zürich. Die Zugfahrt wurde dank guter Ratschläge Holgers
so geplant, dass ich am Sonntagnachmittag noch einen ganz besonderen fußballerischen
Leckerbissen auf dem Tagesmenü hatte: 1. Schweizer Liga, FC Zürich gegen den FC
Lugano im altehrwüdigen Letzigrund-Stadion. Nachdem ich mittags flugs im Hotel
eingecheckt hatte, machte ich mich bei ansprechendem Wetter gemütlich auf den
45minütigen Fußmarsch zum Stadion. Zürich ist in der Tat eine sehr schöne
Stadt, auch wenn im Stadionumfeld die ein oder andere Bausünde in den 70er
Jahren hochgezogen wurde. Im Gegensatz zu Deutschland und insbesondere zum Ruhrgebiet
fristet der Fußball zumindest in Zürich ein Nischendasein. Obwohl die
Mannschaft gut aus den Startlöchern gekommen ist und sich in der Spitzengruppe
festgesetzt hat, sah man in der Innenstadt nirgends ein Zeichen des
bevorstehenden Spiels. Keine Trikots, keine Fahnen – nichts. Erst wenige
hundert Meter vom Stadion entfernt tauchten die ersten Fans auf. Ich schloss mich
dem kleinen Trott an und folgte diesem zum Letzigrund. Von außen ist das
Stadion eine riesige Enttäuschung. Rostrote Eisenzäune umgaben die kleine
Schüssel, viel trostloser kann es nicht sein ☹.
Ich holte mir an der Tageskasse eine Stehplatzkarte
für schlanke 25CHF und machte mich auf die Suche nach der obligatorischen Brat.
Nach kurzer Suche fand ich einen Stand, der sowohl Würstchen als auch Bierchen offerierte.
Der Bestellvorgang gestaltete sich jedoch zu einer unerwartet großen
Herausforderung, da die junge Dame hinterm Tresen ausschließlich Schwyzerdütsch
sprach. Und so verging die ein oder andere Minute, um mir zu erklären, dass sie
den Euroschein 1:1 umrechnen und mit in Franken und Rappen rausgeben würde.
Eine weitere Minute verbrachten wir bei der Frage, ob ich eine braune oder
weiße Brat haben wolle. Ich hätte es wohl besser in Englisch versuchen sollen. Kostenpunkte
für Pils und Bratwurst jeweils 7 CHF – Halleluja 😊! Bei der Eingangskontrolle fiel mir auf, wie
lax diese verlief, eine Leibesvisitation fand gar nicht erst statt. Von innen
war das Stadion dann keine riesige Enttäuschung mehr, sondern „nur“ noch eine
große Enttäuschung. Ich wusste ja, dass es eigentlich ein Leichtathletikstadion
ist, aber irgendwie hatte ich trotzdem etwas Anderes
erwartet. Es hatte nichts, was einem in Erinnerung bleiben wird.
Im
Stehplatzblock suchte ich mir ein Plätzchen ganz außen und kam schnell mit
einigen Schweizern und ausgewanderten Deutschen ins Gespräch, die dort ihren
Stammplatz hatten. Durchweg nette Jungs mit denen man sich super unterhalten
konnte. Der Letzigrund war insgesamt dürftig besetzt, nur 9.272 zahlende
Zuschauer nahmen Platz, was aber ziemlich genau dem Schnitt entspricht. Das
Spiel selbst war auf überschaubarem Niveau, immerhin spielte der Tabellenletzte
zur Freude des 24 Personen zählenden Auswärtsmobs aus Lugano frech nach vorn.
Highlights waren das 2:0 durch Michael Frey (mit Schmackes in den Giebel!) und
das 3:0 durch Pierre-Michel Jagne, nach „unwiderstehlichem“ Solo über links
außen. Der Gute hat einen Antritt wie ein Güterzug, der Verteidiger Luganos
jedoch wie ein Öltanker. Dieses Schneckenrennen war allein schon das
Eintrittsgeld wert!
Positiv zu erwähnen ist das dortigen Liedgut. Die Ultras des
„FC Züri“ haben ein großes Repertoire an Liedern, aber auch hier zu meinem
Leidwesen natürlich Schwyzerdütsch. Bemerkenswert außerdem der Graskonsum auf
der Tribüne. Über und unter mir, rechts und links – man kam sich vor wie in
Amsterdam. Ob jung oder alt, es wurde gequarzt, was das Zeug hält. Indirektes
Kiffen olè!
Insgesamt ein schöner Nachmittag. Im Vergleich zu
Deutschland erfrischend bodenständig. Mit „kein Zwanni für’n Steher“ kommt man allerdings
in der Schweiz erwartungsgemäß nicht weit 😉
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Schwarzgelbe Grüße von:Basse