Freitag, 7. Februar 2014

Wahre Liebe vs. Echte Liebe 1-2

„Hamburger Straße, ein Gewühl
Schluckspechte suchen sich ihr Ziel
Stadion Gegengerade
Dafür ist keine Mark zu schade“
 
(Daily Terror)
Getreu der legendären Huldigung der alten Braunschweiger Kloppertruppe (Schluckspechte), machten wir uns (Schluckspechte), mit dem Fokus auf 3 sicheren Punkte, im freitäglichen Feierabendverkehr auf,  ins Zonenrandgebiet nach Braunschweig zur legendären Hamburger Straße zu reisen. Mo hatte sich als Fahrer geopfert, Holger, Marcel und Manuel opferten sich für die Dortmunder Brauereiwirtschaft.
Die ersten Begrüßungsgetränke gab es bereits vor der Dienststelle von Holger und Manuel in Dortmund. Den ersten Schnee gab es in Ostwestfalen(-Idioten). Also, den, der vom Himmel fällt und auf der Straße liegen beliebt. Die Fahrt verlief relativ angenehm. Pinkel- und Raucherpausen hielten sich die Waage und so erreichten wir Braunschweig doch schneller, als gedacht. Trotz nur 2.500 Gästekarten, konnte man bereits auf der A2 viele Gleichgesinnte begrüßen.
Pünktlich zur letzten grünen Patrone Brinkhoffs erreichten wir das Stadionumfeld. Geparkt wurde klassisch und oldschool im Wohnviertel in Stadionnähe. In Braunschweig, jetzt nicht gerade die Perle der Welt – zumindest nicht da, wo wir gestrandet waren – erwarteten uns sibirische Kälte, verschneite Gehwege und ne Menge gelber Leute, die unterwegs waren. Das war echt eine kniffelige Aufgabe an dem Abend, Freund und Feind zu unterscheiden. Ein leerer Rahmen Brause, das Alter und die Dunkelheit schärften nicht gerade die Sinne dafür.

Nach 500m Gehweg, das Stadion vor Augen, waren wir schon wieder dehydriert, so dass wir zielstrebig eine Tanke ansteuerten, um nachzuladen. Kurz vor dem Ziel wurden wir jedoch von den Staatsdienern in Grün angehalten. Scheiße, das wars, dachten wir. Nun geht’s auf direktem Weg zum Gästeeingang. Der Gästeeingang war im Vorfeld ungefähr wie der Todesstreifen beschrieben worden: wenn man einmal drauf ist, kommt man nicht mehr heile runter bzw. raus. Die Polizei erwies sich aber dieses Mal als äußerst freundlicher Helfer. Da man uns ansah, aus welcher schönen Ecke der Welt wir kamen und das wir hilflos Richtung Eintracht-Kurve steuerten, wies man uns freundlich den Weg. Und – das sollte an dieser Stelle lobend erwähnt werden – man wies uns den Weg in die Fankneipe der Braunschweiger, direkt vorm Stadion. Ich bin ja immer noch der Meinung, dass diese Hilfsbereitschaft an unseren eingefallenen Gesichtern und vertrockneten Lippen lag, ansonsten wären wir vermutlich direkt zum Gästeeingang eskortiert worden…
Nach kurzer Wegstrecke erreichten wir dann die Wahre Liebe, so der ansprechende Name der Pinte, direkt vorm Stadion. Im Laden waren wir durchaus willkommen. Das Publikum war durchwachsen. Schnell kam man ins Gespräch mit den Braunschweigern. Daily Terror, gute alte 70er/80er-Jahre, Hörnertee, unsere Erfolge usw. War wirklich angenehm. Die Freundschaft führte sogar so weit, dass Horst die Tage noch einen Anruf von einem aus der Kneipe bekommen hat… Gut, keiner weiß, was Horst da wieder für Pfandgeschäfte gemacht hat. Vielleicht hat der Typ auch einfach sein Kringe-Trikot an gehabt… Nach dem wir ein paar Wolters gestemmt hatten, entschlossen wir uns dann ca. eine Stunde vor Kick-off Richtung Checkpoint Auswärtsfans zu gehen, in froher Erwartung, nun bis Anpfiff in der Kälte zu versauern. Aber, auch hier ein dickes Lob an die Ordnungskräfte der Braunschweiger, das ging fix und freundlich über die Bühne!
Das Stadion an sich ist einfach etwas für Romantiker. Eine typische Schüssel, wie es sie in allen Größen und Variation in den 70ern gegeben hat, mit Laufbahn und früher sicher mit dem Attribut „hässlich“ oder „0815“ versehen. Heute jedoch absoluter Kult, wenn man sonst nur in betonierte Ponyhöfe, langweilig blinkende Schlauchboote oder löchrige Getränkehalle fahren darf.

Die Kurve – ja! endlich mal wieder traf dieser Name zu – war prall gefüllt. Der Veranstalter wusste wohl, dass man es mit durstigen Zeitgenossen aus dem Ruhrpott zu tun bekommen würde und da die ortsansässige Brauerei scheinbar Angst hatte, der Nachfrage Stand zu halten, schenkte man nur bleifreies Bier aus. Gut so, so konnte man klaren Kopfes das Spiel verfolgen… Der Support von beiden Seiten war gut.
 
Das Spiel hatte was von G-Jungend. Einer pöhlt die Kugel irgendwo hin und ein Mob von 20 Leuten stürzt sich auf den Ball. Spielkultur? Keine Ahnung. Ab und an blitzte unser Können mal auf. 

Verheißungsvoll anmutende Angriffe wurden dann aber fahrig zu Ende gespielt usw. Leider nichts Neues. Hummels Anwesenheit strahlte etwas Sicherheit aus, zumindest hatte man den Eindruck auf der Tribüne, aber sonst war es ziemlich mau. Ein schöner Angriff reichte zur Führung, danach wenig Konstruktives und Zwingendes. Dass die zwar wacker kämpfenden, aber äußerst bieder spielenden Braunschweiger dann doch ausgleichen durften, war eigentlich zu erwarten. Zum Glück durfte dann Spiderman noch mal ran. Anstatt den Sack danach zu zumachen, machten die Jungs es dann noch mal unnötig spannend. Ob man dann ausgerechnet noch mal den Pfosten zur Hilfe nehmen musste, weiß ich nicht… Egal, Ende, Aus, 3 Punkte, Welle, nach Hause.
Der Weg zum Auto führte dann wieder am Dunstkreis der Heimkurve her. Hier gabs dann doch die ein oder andere leichte Aufforderung zum Tanz. Naja. Nichts desto trotz verlief der Weg einigermaßen ruhig und wir kamen schnell wieder Richtung A2 und heim. Die Stimmung in der Karre war aber irgendwie gedämpft. Kälte, Spiel und keine Brause mehr, hinterließen Spuren. Irgendwann konnten wir auch wieder unseren Durst stillen und ließen, dann mit Fahrer Mo, den Abend auf Ü40-Party in der Kleingartenanlage ausklingen.
Fazit: schön Freitagabend im Winter ins Zonenrandgebiet, Schnee, Kälte, traditionelle Mannschaft und Stadion – was will man mehr. Ach ja, 3 Punkte mitgenommen ist auch nicht ganz unwichtig. In 28 Jahren können wir dann wieder nach Braunschweig fahren…  
Nur der BVB

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Schwarzgelbe Grüße von
: Holger, Mo, Manuel & Marcel