21.10.14: Die Reisegruppen Rheinland und
Dortmund starten zu früher Stunde zum Airport Düsseldorf. Während es von Dortmund
auf Nummer sicher mit dem Taxi Richtung Düsseldorf geht, kommt Köln/Bonn mit dem Zug
- und der ersten großen Literpatrone Faxe im Terminal an.
Alles klappt planmäßig, so dass gleich am
Flughafen die ersten Willkommensgetränke zum Frühstück um 06.30 Uhr morgens
gereicht werden können. Die Idee hatten gleich einige in Schwarzgelb, was die
wirklich schnelle und schlanke Bedienung – kurzerhand von uns gleich mal
"Erik, der Winkinger" getauft - überforderte. Mit dem ernst gemeinten
Spruch „7 große Pils – das schaffe ich nicht“ hatte die gute Dame auch gleich
ungewollt den ersten Kalauer des Tages gerissen – wohlgemerkt nachdem sie das
Schiff für einige Minuten führerlos den Massen überlassen hatte…
Der Flieger startete mit etwas Verspätung,
was unserer Champagnerlaune aber keinen Abriss tat. Die ersten landestypischen
Getränke wurden zum kulinarischen Frühstück gereicht. Leider hatte die Airline
zu wenig heimische Getränke an Board, so dass wir bald auf gegorenen roten Traubensaft umschwenken
mussten. Nichtsdestotrotz verging die Zeit wie im Flug, gegen Mittag erreichten
wir die Metropole am Bosporus. Per vorbestelltem Taxibus ging es Richtung
Metropolis-Hostel, das im Stadtteil Sultanahmet, direkt unterhalb der blauen
Moschee lag. Nachdem die Klamotten schnell im Zimmer geparkt wurden, ging es
gleich hoch auf die Dachterrasse. Dort wartete ein freundlicher Mensch mit einem
Kühlschrank landestypischer Getränke auf uns. Herrlich. Dazu der Blick auf den
sonnendurchfluteten Bosporus – einmalig!
Nach ein paar malzigen Erfrischungsbrausen
teilte sich unsere Reisegruppe: Reisegruppe 1 erkundete die touristischen
Sehenswürdigkeiten in der Nähe, Trainingsgruppe 2 erkundete die direkt Umgebung
ums Hostel. Man wollte sicherstellen, dass die Gegend auch ok war und genug
Erfrischungen für die ganze Gruppe vorrätig waren. Zudem war für den frühen
Abend der letzte aus unserer Gruppe, Boris, noch angekündigt. Die Kneipenmeile
in Sultanahmet war klasse. Schnell fanden wir mit dem „Sultan“ unsere Bleibe.
Das Pils wurde hier in 2,5 Liter Gefäßen zum selber zapfen gereicht. Naja, aber
egal…
Zu späterer Stunde (die Sonne schien noch)
war unsere Gruppe wieder vereint und der Abend sollte seinen Lauf nehmen.
Weitere Schwarzgelbe füllten die Tische im Sultan. Für Heiterkeit sollte dann
eine verirrte Klatschpappe sorgen, der mit seiner Familie die wahnsinnig kluge
Idee hatte, ausgerechnet im Sultan sein Abendessen zu sich zu nehmen, obwohl
hier ein Restaurant neben dem anderen war. Dummerweise hatten seine beiden
Jungs so komische rote Trikots (die Lederbuxen spielten abends in Rom) an, was
gleich bei der schwarzgelben Masse auf freudigen Anklang traf. Das Liedgut
wurde zielgerichtet geändert, der Wortwahl fehlte kurzerhand der gute Ton und
der brave Vater sah sich genötigt, den Schwarzgelben mal richtig
einzuheizen…keine wirklich gute Idee, der gute kassierte eine astreine verbale
Watschn.
The Taskim
Factory
Früh am Tag hatten wir den Plan gestrickt,
abends noch zum Taksim zu fahren. Nach dem das Credo „Ja, noch ein Pils, dann
fahren wir“ uns langsam in einen gewisse Übermut navigierte, trennte sich
unsere Gruppe zu sehr später Stunde wieder und der wilde Teil stieg ins Taxi
und lies sich zum Taksim karren. Nach Asien, wie wir an dem Abend alle
glaubten… Keiner verstand, dass uns der Taxifahrer irgendwann in einer
Seitenstraße aus dem Taxi entließ. Gut, einen Platz hatten wir uns irgendwie
anders vorgestellt.
Nach kurzer Orientierungslosigkeit fanden wir
eine Bar, in der wir auch gleich willkommen waren. Man lotste uns ins erste
Stockwerk auf den Balkon und servierte. Vom dort konnten wir in ein
vollbesetztes Gässchen mit vielen vollen Cafes blicken. Wie gemalt, um gleich
mal eine kleine Performance im Stadtteil Galata von uns zu geben. Nach ein paar
Erfrischungen entschlossen wir uns zum Rückweg mit dem Taxi Richtung
Sultanahmet. Der Akku war leer, aber eine 2.5-Liter Stange ging sicher noch...
Erst am Folgetag erfuhren wir, dass es am Taksim kurz vor unserer Ankunft ein
kleines Tänzchen gegeben hatte…
Die
gemeinsame Fanunternehmung
22.10.14: Der Tag begann recht früh. Rauf auf
die Dachterrasse und erstmal frühstücken – also wirklich. Nach einiger Zeit
sammelte sich die ganze Gruppe und war, nachdem alle Touristen die Terrasse
verlassen hatten, alleine oben. Der freundliche Mensch des Vortages witterte
das Geschäft und servierte Erfrischungen. Wir genossen die Malzzufuhr und
konnten uns unten in der Gasse ein Schauspiel ansehen: Zwei echte türkische
Handwerker versuchten, ihrem Handwerk nachzugehen, was wohl irgendwas mit Farbe
zu tun hatte. Ihre Gerüstkonstruktion hätte jedoch sicherlich nicht nur dem
deutschen Arbeitsschutz die Schweißperlen auf die Stirn getrieben. Auch wir
erwarteten einen unausweichlichen Genickbruch.
Egal, für Trainingsgruppe 2 stand heute
Tourismus auf dem Programm, Reisegruppe 1 wollte seine Erkenntnisse des
Vortages vertiefen und entschied sich für Sightseeing for Professionells. Per Cabrio-Bus steuerte man
durch die wirklich atemberaubende Stadt. Bosporusbrücke, Asien (also jetzt
wirklich), Besiktas-Stadion-Baustelle und der ewig zähe Verkehr in der Stadt
waren der Wahnsinn. Wir entschieden uns, den Bus dann am Taksim zu verlassen
(also wirklich). Einige (viele) Gala-Fans tummelten sich hier auch - und
erstmals kam uns die Stimmung etwas angespannter vor.
Nach einer Stunde gings wieder ab mit dem Bus
Richtung Heimathostel. An der Blauen Moschee war die Fahrt vorbei, und wir hatten
noch ein paar Fußmeter vor uns, als uns ein älterer deutscher Tourist glatt
fragte, warum denn so viele Leute in Schwarzgelb in Istanbul wären und ob wir
eine „gemeinsame Fanunternehmung" hätten. Ach ja – und wie wir angereist
wären? Mit dem Deutschland Achter, wie sonst. Ist doch klar. Der kannte wohl
nicht den alten Gassenhauer „Heute fährt der Achter bis nach Istanbul“… Ja, ne,
ist klar. Die Unternehmung ist seit Jahren geplant und zufällig fällt der
Termin mit unserem Gastspiel in Istanbul zusammen… Oh Mann.
Auf nach
Dolombahce
Sammelpunkt war 14.30 Uhr auf der
Dachterrasse. Es gab die verdienten Erfrischungen und gemeinsam fing man an,
sich langsam aufs Spiel einzustimmen. Treffpunkt aller
Schwarzgelben war 18.30 Uhr am Dolombahce
Platz, direkt am Fuße des Besiktas-Stadions.
Mit der Straßenbahn fuhren wir dorthin.
Hunderte Schwarzgelbe tummelten sich dort bereits, gelegentlich in Begleitung
einer verräterischen Plastiktüte. Aufgrund unseres unterhopften Status'
erkundeten wir das gastronomische Umfeld, das sich als Diaspora erwies. Zwei
kümmerliche Cafes waren in der direkten Umgebung, die beide auffällig wenig
Schwarzgelbe zu ihren Gästen zählten. Die Getränkekarte bot überall nur
bleifrei an. Praktiker-Boris wurde es kurzentschlossen zu bunt, und er tigerte
zum nächsten Supermarkt, der irgendwo kurz vor Ankara gewesen sein muss.
Sichtlich gealtert, aber mit besagter verräterischer Plastiktüte und einem
erleichterten Lächeln um den Zahn, kam er nach unbestimmter Zeit zurück, und
wir konnten uns rechtzeitig stärken, bevor sich die Bustüren des wirklich
blendend organisierten Konvois zum Stadion hinter uns schlossen.
Die Türk-Telekom-Arena wurde vor wenigen Jahren vor den Toren Istanbuls neu gebaut. Die Fahrt dorthin verdeutlichte jedem die Dimensionen der Stadt, denn sie dauerte fast 45min. Je näher wir dem Stadion kamen, desto häufiger wurden wir aus den umliegenden Fahrzeugen fröhlich mit gereckten Fäusten oder ausgeklappten Mittelfingern gegrüßt. Schließlich erhob sich das Stadion zur linken. Äußerlich durchaus zu vergleichen mit der bereits bekannten Amsterdam-Arena, innen mit dem gleichen seelenlosen Charme wie jeder andere bekannte Neubau.
Um die Bekanntschaft mit den heimischen Fans
zu vermeiden, wurde der Konvoi bis direkt vor den Gästeblock gefahren. Da die
Infrastruktur nicht auf so viele Busse ausgelegt wurde, durften die letzten
Busse, zu denen auch wir gehörten, kurzerhand auf der Autobahn aussteigen. Der
Gästeblock war auch innerhalb des Stadions komplett abgeschottet. Neben eigenen
Treppenhäusern wurde der sich unter dem Dach befindliche Gästebereich zudem
durch ein veritables Fangnetz vom Heimbereich abgetrennt. Wem sich der Sinn
eines solchen Netzes nicht erschlossen hat, dem seien die Ereignisse des
Rückspiels ins Gedächtnis gerufen. Also durchaus keine ganz doofe Idee, das
Fischernetz!
Das Stadion füllte sich nach und nach,
trotzdem zeichnete sich kurz vor Anpfiff ab, dass das Spiel den
Ausverkauft-Status deutlich verfehlen würde. Wie wir erfahren konnten, haben
zum einen die Ticketpreise in der Türkei zur neuen Saison bei den Istanbuler
Vereinen deutlich angezogen. Zum anderen, und dies ist der eigentliche Grund,
wurde dort nach italienischem Vorbild eine Art „Fancard“ in Form einer
Kreditkarte eingeführt, die alle persönlichen Daten des Besitzers gespeichert
hat. Trotzdem machten die geschätzt 40.000 Gala-Fans vor Anpfiff ordentlich
Programm. Bei der Verlesung der Gästeaufstellung zeigte sich, dass man dort
offensichtlich das Pfeifkonzert erfunden hatte. Mein lieber Herr Gesangsverein,
die kommen da glaube ich schon pfeifend aus dem Mutterleib raus! Daher traf es
sich gut, dass unsere Mannschaft schon nach sechs Minuten den ersten
Stimmungskiller servierte. Bis zur Pause folgten zwei weitere, sodass
spätestens ab dann nur noch der bis dato gut aufgelegte Gästeblock die
Atmosphäre diktierte.
Leider nahm nach der Pause auch die
Performance des Gästeblocks deutlich ab, sicherlich insbesondere durch den
„beliebten“ Dauersingsang bedingt. Nach gut einer Stunde Spielzeit startete
bereits der Exodus der Gala-Fans. Nachdem Ramos den vierten einschenkte, konnte
man sich tatsächlich vom angemessenen Evakuierungsplan des Architekten
überzeugen, so sehr drängten die Massen zu den Ausgängen. Bei Abpfiff waren
vielleicht noch 10.000 Türken im Stadion. Für uns ganz sicher ein dankbarer
Umstand, sollte doch die Blocksperre ungewohnt kurz ausfallen.
Trotzdem durfte Holger seinen 40. Ehrentag
mit uns in der Blocksperre um 00:00 Uhr Ortszeit begehen - das standesgemäße
Mineralwasser allerdings blieb auf der Strecke. Als die Sperre aufgehoben
wurde, drängelten wir uns taktisch klug in einen der ersten Busse. Da die rund
2.500 Gästefans wieder alle geschlossen zum Dolmabahce-Platz chauffiert wurden,
schwante uns nämlich schon eine Treibjagd auf die dortigen Droschken. Und so
kam es auch, nur das wir schnell wie geplant eine erhaschen konnten.
Um Punkt 01:00 Uhr saßen wir dann wieder bei
unserem Sultan und vertrieben uns noch das ein oder andere Stündchen an den
2,5-Liter Stangen. Als Geburtstagsüberraschung gab es für Holger durch den
Sultan noch eine echte Pyroshow – die Bedienung übergab einen Cocktail,
garniert mit einer Mütze, die aus einer halben Orangenschale bestand, in der
eine Wunderkerze steckte. Nach und nach löste sich unsere Runde auf, da am
kommenden Morgen unsere Rückflüge anstanden.
23.10.: Rückreise. Leider hatten wir nicht
alle die gleichen Rückflüge bekommen. Holger und Boris mussten schon sehr früh
morgens zum Flughafen, der Rest flog am späten Vormittag. Am Flughafen wurden
dann noch die letzten Lira in Zigaretten und Souvenirs für die Familien
investiert, bevor uns der Premium Sponsor zurück nach Düsseldorf flog. Müde
verbrachten wir die 3,5 Stunden mit dem ein oder anderen Schläfchen, in
Vorfreude auf die heimische Couch.
Fazit: Eine einmal mehr
gelungene internationale Auswärtstour in eine Stadt, die kulturell,
architektonisch, gastfreundschaftlich und nicht zuletzt klimatisch voll
überzeugen konnte. Der 4:0-Sieg war da nur der i-Punkt. Nur eines hat nicht
geklappt: Den Durst des Sultans konnten die zwei Tage nicht löschen.
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Schwarzgelbe Grüße von: Holger, Manuel, Basse & Marcel