Dienstag 07.02.12. 10:00 Uhr. Dortmund. -14 Grad. leichter Schneefall.
Bester Voraussetzungen für einen lauschigen Pokalabend an der warmen See in
Schleswig-Holstein. Irgendwie zeigte das Thermometer immer weniger Temperatur
an, je weiter wir gen Osten über den Haarstrang fuhren (da mussten wir hin, um
die Jungs abzuladen). -17 waren es am Ende. Schwer bepackt mit sämtlichen,
wärmenden Kleidungsstücken ging es dann los Richtung Ostsee. Je weiter wir nach
Norden kamen, desto weniger wurde der Schnee und zu unserem Erstaunen, kletterte
das Thermometer am Ende auch, auf lauschig warme -3 Grad. Hinter Hamburg lag
dann allerdings mal richtig Schnee und das Wetter würde man eher auf usselig
stufen: Schnee und Nebel.
Der NDR empfahl ab ca. 14 Uhr, alle halbe Stunde in seinen
Verkehrsnachrichten, dass man das Holstein-Stadion großräumig meiden solle und
bereits jetzt dort die Hölle los sei. Herzlichen Glückwunsch. Ansonsten war das
Programm ebenfalls auf die anstehende Pokalsensation des Abends ausgelegt. Spiel
des Jahrzehnts, nein des Jahrhunderts, "Wir haben keine Chance, aber deswegen
gewinnen wir heute" usw. Klopp durfte dann auch mal seinen Senf abgeben. Kam wie
gewohnt ziemlich entspannt rüber (Thema Platzverhältnisse und Temperaturen -
Zitat"Wir trainieren täglich bei dem Wetter und auf gefrorenen Plätzen oder
glauben Sie bei uns in Dortmund ist besseres Wetter?"). Gegen 15.30 Uhr
erreichten wir dann auch unsere Bleibe in Kellenhusen, ca. 80 km von Kiel
entfernt. Das erste Pils wurde geköpft (ich bin die Strecke gefahren). Um 17.30
Uhr gings dann endlich los, in Skiunterwäsche, Skihose und allerlei sonstigen
Klamotten an.
Die Strecke nach Kiel ist wirklich kein Spaß. 80 km über Land gegurke,
zudem nun mit dichtem Schneefall und Schneeverwehungen garniert. Egal, relativ
pünktlich erreichten wir die Landeshauptstadt und an der Abfahrt zum Stadion,
stauten sich dann auch die Autos und Busse, ohne das es erkennbar vorwärts ging.
Willkommen in der Provinz. Die Zeit verstrich und so langsam wurde man doch etwa
nervös. Es war schwer abzuschätzen wo man noch Parkplätze finden würde und wie
lange man vor allem noch suchen müsste. Ok, alles halb so wild. Irgendwie hat
man immer den Massenauflauf bei uns vor Augen. Letztlich haben wir dann einen
Parkplatz ca. 10min vom Stadion entfernt finden können. Es parkte an dem Abend
ums Stadion eh jeder wie er wollte, ohne erkennbare Spätfolgen.
Die Massen strömten Richtung Stadion, wo regsamer Betrieb herrschte.
Bierbuden, Würstchenstände usw. suchte man allerdings vergebens. Hinweise, wo
sich welche Blöcke/Bereiche befanden, ebenfalls. Aber der freundliche Holsteiner
half gerne. Wir kamen ca. 19.45 Uhr am Steh-Gästeblock an, an dem auch die
Gästesitzer rein durften, aber auf ihren persönlichen Abholservice warten
mussten. In kleinen Gruppen wurden die Sitzer dort abgeholt und in ihren Block
geführt, der sich ca. auf Höhe der Mittellinie befand. Der Stehblock lag
klassisch hinterm Tor, unüberdacht und durch eine ehemalige Laufbahn dann doch
einige Meter vom Platz entfernt. Für uns bleib nur ein Platz in der letzten
Reihen. Die Sicht war naja, aber erträglich. Dachten wir zumindest bis kurz vor
Anpfiff. Im Gästebereich befand sich eine Versorgungsstation, richtig schön, wie
man es von Kreisligasportplätzen kennt. Pils gabs vom Fass und Glühwein wurde
auch ausgeschenkt. Das Pils vom Fass wurde leider mit einem Schuss Alkholfreiem
aus der Flasche versetzt und als Leichtbier verkauft. Den Glühwein konnte man
hingegen wahlweise mit Rum oder Amaretto bekommen. Der Sinnhaftigkeit hinter
diesen Maßnahmen hat sich mir bisher noch nicht erschlossen… Das Spiel näherte
sch dem Anpfiff und die schwatzgelben Fahnen begannen zu flattern - leider
direkt bei uns vor der Nase. Wo stehen die Ultras? Direkt vor uns, neben uns,
hinter uns. Super, wir also direkt bei den Selbstdarstellern ins schwarz.
Platzwechsel? Keine Chance. Alles rappelvoll. So konnte man dann auch nur
schemenhaft erkennen, dass die Holsteiner ihr Stadion recht einfach, aber nett,
in ihre Landes- bzw. Vereinsfarben gefärbt hatten. Das sah ganz gut aus.
Das Spiel begann und der Support war gleich da. Von den Kielern war nix zu
hören. Das erste Tor hab ich nicht gesehen. Irgendwann jubelten die Leute und
man sah eine Spielertraube auf dem Platz. Tor! Aber wer? Egal. Das zweite Tor
konnten wir dann in der Entstehung sehen, auch das der Ball im Netz war, aber
wer? Auch egal. Den Kielern war nach 18 min der Zahn gezogen. Das Spiel lief,
wie es sich alle gewünscht hatten. Dummerweise wehten die Fahnen vor uns weiter
und der Vordermann mit seinem bescheuerten Doppelhalter, der der Welt zeigte aus
welchem Unnaer Vorort er kam, wurde ebenfalls mit Freude hochgehalten. Hurra.
Die Stimmung war ausgelassen, das Liedgut abwechslungsreich. Mitte der zweiten
Halbzeit, entschlossen sich die Blagens in schwarz dann zu nem Blockpogo,
natürlich mit uns und um uns usw. Sah bestimmt ganz nett aus und war auch soweit
ok, aber die Capos auf dem Zaun haben das in Endlosschleife laufen lassen!
Irgendwann nervte es gewaltig. Der Vorteil für uns war, dass Fahnehochhalten und
pogen, nicht funktionieren…Halbzeit. Das Spiel war eigentlich durch. Getränke
holen? Nein Danke. Mir wurde immer schlechter, Eva hatte keine Lust, die
hochexklusiven Sanitäreinrichtungen der Firma Dixi noch einmal aufsuchen zu
müssen. Außerdem schlummerte im Wagen ne Kiste frisches Flens. Das war die
Perspektive. Zweite Halbzeit und Schwatzgelb spielte nun auf unser Tor. Die
Sicht war ähnlich mau, aber dadurch, dass das Spiel nun auf "unser" Tor lief,
konnte man etwas mehr sehen. Mein Vater hatte ne Sitzplatzkarte und war völlig
beigeistert. Sicht und Nähe zum Spielfeld waren wohl super. Ok, das Ticket hatte
auch schlanke 60 € gekostet.
Das Spiel plätscherte so vor sich hin, der Block sang, aber leider wurden
die Songs immer einlullender, langsamer und einfach scheiße. Meinen Frieden mit
"Unser ganzes Leben, unser ganzer Stolz" habe ich in Berlin 2008 geschlossen.
Das ist ja soweit ok, aber das neue Liedgut hat wirklich teilweise die
Güteklasse einer Beerdigung. Irgendwer von den normalen Fans stimmte
zwischendurch mal ein "Deutscher Meister ist nur der BVB" an, was aber von den
Selbstdarstellern ignoriert wurde. Auch das mittlerweile schon obligatorische
"Deutscher Meister steht auf" wurde ignoriert. Selbst als nach Lucas 3-0
"Berlin, Berlin…" angestimmt wurde rümpften die Capos die Nase. Echt scheiße.
Stattdessen weiter die Lulla von irgendwelchem Scheiß, Stolz, Stadionverboten
etc und Blockpogo in Endlosschleife. Hauptsache man kommt im Fernseeeeeeeehn.
Mein Magen meinte dann auch, dass es gut wäre abzupfeifen. Vorher durfte Perisic
noch mal ins Tor schießen, wobei die Kieler echt eine interessante Mauertechnik
aufbrachten. Aber egal. Ende. Die Spieler liefen in die Kurve und ließen sich
zurecht feiern. Das war gut. Die Schwarzmützen musste natürlich alle auf den
Zaun klettern. Ok, kennt man ja. Wir sind dann raus, was auch schnell ging. Die
Polizeisperre vorm Block hatte auch irgendwie keinen Sinn, denn durch kam man
trotzdem. Die Fan-Busse parkten direkt vorm Gästeeingang, auch ein geiler
Service. Alles in allem wars echt entspannt. Ok, ob man am Ende dann dieses
sinnfreie Banner mit der Botschaft an die Kieler in unserem Block entfalten
musste, lass ich mal dahin gestellt. Ich denke, dass Video, was die Kieler
gedreht haben und was uns vorm SAP-Spiel gezeigt wurde, war eigentlich Strafe
genug für die Störche…Wir sind dann entspannt zum Auto zurück. Irgendwann gabs
dann aber direkt vor uns doch ne kleine Schubserei. Einige Kieler provozierten
und fanden dankbare Dortmunder. Wir sind dann weiter, schien alles halb so wild.
Die Rückfahrt war dann für mich härter als 90min Pokalviertelfinale für die
Jungs. Bereits in Kiel meinte mein Magen, sich entleeren zu müssen. Das setze
sich dann auf den langen 80 km bis nach Kellenhusen leider noch ein paar mal
vorort, so dass die Rückfahrt echt scheiße war. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Statt Siegespils gabs Kamillentee. Auch mal ne Erfahrung, die ich aber nicht
noch mal machen muss. Aber ich denke mal, dieser Einsatz von mir, muss jetzt mit
dem Pokalfinale belohnt werden!
Unterm Strich war das eine ziemlich geile Tour, weil es halt was völlig
anderes ist, als man jede Woche in der Liga erlebt. Auch so hätte ich nichts
dagegen gehabt, noch ein paar Tage an der Ostsee zu bleiben.
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Schwarzgelbe Grüße von: Holger & Eva