
Als wir im Zentrum ankamen und die ersten blutenden Nasen sahen, war uns klar, das die Dinge ihren Lauf nahmen. Mich überraschte die für russische Verhältnisse minimale Anzahl an Polizei und Omon (die bösen Jungs die unschuldige Pussy Riots prügeln) Kräften nahe des Borussen Treffpunkts und generell in der Stadt/am Stadion. Wer schon mal beim Moskauer Derby war, weiss, was ich meine. Artyom und Anton, zwei aktive Zenit Ultras, baten uns, sie zu begleiten. Sie brachten uns sicher zum Stadion. Sie haben sich klar distanziert von den Angriffen auf normale Fans, hatten aber auch wenig bis kein Verständnis für die provokanten Marschpläne.
Am Stadion angekommen, nahmen wir den normalen Eingang abseits aller BVB Shuttlebusse. Die Stimmung war sehr positiv, die Russen haben mit uns ordentlich Spass gehabt. Sie ahnten ja auch noch nicht, welches Desaster sie bald erleben werden. Nachdem wir die nervenden Kontrollen und die vielleicht nur für Russen zu verstehenden Absperrungen passiert haben, standen wir zeitig im Block. Nicht alle hatten das Glück, die ersten beiden Tore zu sehen. Die Stimmung war gut, ohne aktiven gegenerischen Fan Block aber auch nicht wirklich spannend. Der Spielverlauf liess die Gazprom Jünger nun nicht wirklich Freudentänze abhalten. Pfiffe gab es trotzdem keine, wird man in Russland auch nie erleben. Wir hatten unseren Spass, besonders nach dem Abpfiff. Das lange Warten auf das Öffnen der Tore versüssten wir uns mit Verarschen der Stadion Arbeiter. Vielleicht der lustigste Moment des Abends. Selbst die Polizisten mussten mitlachen. Bis gestern war mir nicht mal klar, das die lachen können. Wieder was dazugelernt. Nachdem wir den Block verliessen, bedankten sich die Herren im Kampfanzug und die Ordner mit Applaus an uns, wir taten das gleiche. Tolle Szene.
Ein usbekischer Taxifahrer, sichtlich angefressen vom Spielergebnis, brachte uns zum Bahnhof. Er konnte nicht fassen, das zwei BoRussen in seinem Wagen sassen. Er nahm es mit Humor, als wir ihm unsere Lieder vorsangen und er mit einstieg beim Refrain. Ein Serbe, ein Ossi und ein Usbeke singen in Leningrad Dortmunder Lieder aus dem offenen Lada Taxifenster, this is Russia! Am Bahnhof angekommen, tranken wir noch ein, zwei pervers schmeckende Grölsch Import (nur noch zu toppen mit Bochumer Fiege Plörre) mit einigen Zenit Fans, die uns einluden. Mit dem Nachtzug ging es zurück nach Moskau.
Es tut mir sehr leid, das die Dinge gestern für manche so schief liefen. Russland ist nicht Europa, sie haben ein ganz eigenes Selbstverständnis für Geschichte und Respekt. Das sie dazu noch hardcore abgehen können, wenn sie wollen, macht die Sache nicht einfacher. Aber es gibt auch die guten Jungs. Hilfsbereit, straight und offen. Sie sind klar und deutlich in der Mehrheit. So habe ich die Russen in meinen Jahren hier kennengelernt. Das ist der Grund, warum ich dieses Land liebe.
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Schwarzgelbe Grüße von: Miro